Kiezdeutsch
- 2008-2014; gefördert durch die DFG; Teilprojektleitung: H. Wiese
- Durchführung an der Universität Potsdam, in Kooperation mit Berliner Schulen
Im Projekt untersuchten wir Kiezdeutsch, einen urbanen Kontaktdialekt, der in mehrsprachigen und multiethnischen Wohngebieten Deutschlands entstanden ist. Wir entwickelten ein Korpus, das spontansprachliche Daten Jugendlicher aus Selbstaufnahmen umfasst, die in Form von Audiodateien mit Transkriptionen in EXMARaLDA und Annotationen auf mehreren Ebenen vorliegen. Neben Jugendlichen aus einem mehrsprachigen Wohngebiet, Berlin-Kreuzberg (Hauptkorpus, ca. 228.000 Token), wurden Jugendliche aus einem weitgehend einsprachigen Wohngebiet mit vergleichbaren sozioökonomischen Indikatoren, Berlin-Hellersdorf, einbezogen (Ergänzungskorpus, ca. 105.000 Token). Das Korpus wurde in in Form von open access zugänglich gemacht und kann über ANNIS durchsucht werden.
Basierend auf dieser empirischen Basis haben wir grammatische und pragmatische Muster in Kiezdeutsch untersucht. Unsere Ergebnisse weisen auf eine systematische Integration von Kiezdeutsch in den generellen grammatischen Rahmen des Deutschen, und auf eine direktere Abbildung informationsstruktureller Präferenzen auf die sprachlichen Ebene angesichts der besonderen kontaktsprachlichen Dynamik des Kiezdeutsch-Kontextes.