Projekte
Aktuelle Projekte
Research Unit "Emerging Grammars in Language Contact Situations" (RUEG)
Die Forschungsgruppe RUEG untersucht die sprachlichen Systeme und sprachlichen Ressourcen bilingualer Sprecher:innen aus Familien mit Zuwanderungsgeschichte, sogenannter „Heritage Speakers", in ihren beiden Sprachen (Heritage- und Majoritätssprache) in formellen und informellen, geschriebenen und gesprochenen Kommunikationssituationen. Wir erfassen verschiedene Populationen von Heritage-Sprecher:innen in Deutschland und den USA und monolingual aufgewachsene Sprecher:innen der Majoritäts- und Heritage-Sprachen. Als gemeinsames Ergebnis der Gruppe entstand ein multimodales Mehrebenen-Korpus (RUEG-Korpus), das als zentrale empirische Grundlage für Untersuchungen sprachlicher Muster im Repertoire von Sprecher:innen dient. Neben Studien zu Grammatik, Pragmatik und Lexikon untersuchen wir computerlinguistische Methoden und liefern Impulse und Materialien für den Bildungsbereich.
Infoportal Kiezdeutsch
Kiezdeutsch hat sich als neuer urbaner Dialekt des Deutschen etabliert. Wie auch andere urbane Dialekte (z.B. das Berlinische) ist Kiezdeutsch durch die große sprachliche Vielfalt geprägt, die für Städte typisch ist. Kiezdeutsch hat sich in Wohngebieten entwickelt, in denen unterschiedliche Dialekte, sprachliche Stile und Sprachen zusammenkommen, und dieser vielfältige sprachliche Kontext hat dazu geführt, dass Kiezdeutsch ein besonders innovativer Dialekt des Deutschen ist. Dieses Infoportal ist ein Projekt des Lehrstuhls für Deutsch in multilingualen Kontexten (Prof. Dr. Heike Wiese) der Humboldt-Universität zu Berlin, und wurde unterstützt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Der Einfluss von Sprachideologien auf Registerunterschiede in mehrsprachigen Kontexten (SFB 1412, C07, Phase II)
Basierend auf den Erkenntnissen der ersten Phase entwickelt das Projekt Modelle von Registerwissen weiter, indem es die Rolle von Sprachideologien in verschiedenen gesellschaftlichen Kontexten untersucht. Das Projekt konzentriert sich auf das dynamische Zusammenspiel von gesellschaftlichem Makrokontext (Welche einsprachigen und mehrsprachigen Ideologien in Bezug auf Register sind auf der Makroebene erkennbar?), der Mesoebene der Sprachgemeinschaften (Wie wirken sich Unterschiede auf der Makroebene auf mehrsprachige Sprachgemeinschaften aus?) und der Mikroebene sprachlicher Praktiken (Wie wirken sich Registerunterschiede im Sprachgebrauch aus?). Das Projekt erforscht mit diskursanalytischen, korpuslinguistischen und experimentellen Methoden den Zusammenhang zwischen Sprachideologien und Registerunterschieden in Deutschland, Namibia, Australien und Singapur.
Kooperation mit der Yale University
Das Projekt unterstützt die Kooperation unserer Arbeitsgruppe mit der Maria M. Piñangos, Lehrstuhl für Psycho- und Neurolinguistik des Linguistics Department der Yale University, USA. Im Rahmen der Kooperation wurden bereits mehrere gemeinsame Studien zum Bereich der Schnittstelle Grammatik / Konzeptuelles System durchgeführt, gemeinsame Konferenzbeiträge und Aufsätze verfasst sowie ein Austausch fortgeschrittener Studierender in Form von „Lab internships“ organisiert.
Abgeschlossene Projekte
Registerwahrnehmung im multilingualen Kontext des Deutschen (SFB 1412, C07, Phase I)
Das Projekt untersuchte, wie formelle und informelle Register im multilingualen Kontext des Deutschen in Namibia wahrgenommen werden. Mittels korpuslinguistischer und experimenteller Methoden wurden Aspekte der Registerdifferenzierung (z.B.: Welche Registervarianten des Deutschen entstehen in multilingualen Settings?), Registerwahrnehmung (z.B.: Welche linguistischen Variablen nutzen Hörer:innen/Leser:innen in der Wahrnehmung von Registerunterschieden?), und Einstellungen gegenüber verschiedenen Registern (z.B.: Welche Rolle spielen verschiedene linguistische Variablen bei sozialen Bewertungen und Assoziationen bei der Registerwahrnehmung?) untersucht.
HyPE ViSOR - Hybride Präsenz- und E-Lehrkonzepte zur Vielseitigkeit von Sprache, Offline und Remote
Projektziel war die Erarbeitung und offene digitale Bereitstellung von Lehrmaterialien für innovative hybride Lehrformate in der universitären Lehre im Bereich "Sprachliche Variation".
Namdeutsch
Das Forschungsprojekt in deutsch-namibischer Kooperation untersuchte und erfasste das Deutsche im gegenwärtigen Namibia.
Grenzen der Variabilität: Integration sprachlicher Ressourcen in hochdiversen urbanen Kontexten (SFB 1287, A01)
Das Projekt untersuchte den mehrsprachigen Kontext eines urbanen Straßenmarktes, auf dem Sprecher:innen regelmäßig auf eine große Bandbreite sprachlicher Ressourcen zugreifen. Während frühere Forschungen zu solchen Kontexten die charakteristische Diversität und Fluidität fokussierten, hob unsere Untersuchung auf Stabilität ab und wurde von der Hypothese geleitet, dass die beobachtbare und mitunter chaotisch anmutende Variabilität keine Beliebigkeit etabliert, sondern durch systematische Muster und Restriktionen beschränkt wird. Um diese Variabilität ebenso zu erfassen wie ihre Beschränkungen, kombinierten wir ethnographische und soziolinguistische Methoden mit grammatischer Analyse und theoretischer linguistischer Modellierung.
DAAD-Gastlehrstuhl „The Multilingual Lexicon“
Der Gastlehrstuhl „The Mulilingual Lexicon“ wurde in Kooperation der Potsdamer Zentren „Sprache, Variation und Migration“ (Heike Wiese) und „Research Institute for Multilingualism“ (Harald Clahsen) organisiert. Er diente als Fokuspunkt für drei Masterstudiengänge (International Master's / Doctoral Program Experimental and Clinical Linguistics; Linguistik: Kommunikation - Variation – Mehrsprachigkeit; Fremdsprachenlinguistik) und verstärkte fakultätsübergreifend den sprachwissenschaftlichen Schwerpunkt „Mehrsprachigkeit“, der durch den Lehrstuhl ein besonderes internationales Profil erhalten hat.
Deutsch kreativ im mehrsprachigen urbanen Raum: Jugendsprache in Berlin und Windhoek
Das Projekt förderte den Aufbau einer deutsch-namibischen Forschungskooperation zur Entwicklung des Deutschen in mehrsprachigen Kontexten, mit einem Fokus auf Berlin und Windhoek als zwei urbanen Zentren in Deutschland bzw. Namibia mit ausgeprägt multilingualen deutschsprachigen Sprechergemeinschaften, und mit einem gemeinsamen Schwerpunkt auf der sprachlich besonders kreativen Gruppe der jugendlichen Sprecher:innen.
Kiezdeutsch
Teilprojekt B6 des Sonderforschungsbereichs „Informationsstruktur“ der Universität Potsdam und der Humboldt-Universität Berlin. Im Projekt untersuchten wir Kiezdeutsch, einen urbanen Kontaktdialekt, der in mehrsprachigen und multiethnischen Wohngebieten Deutschlands entstanden ist. Wir entwickelten ein Korpus, das spontansprachliche Daten Jugendlicher aus Selbstaufnahmen umfasst, die in Form von Audiodateien mit Transkriptionen in EXMARaLDA und Annotationen auf mehreren Ebenen vorliegen.
Aus- und Fortbildungsmodule zur Sprachvariation: Dialekte, Mehrsprachigkeit und die Frage nach dem "richtigen Deutsch"
Das Projekt diente dem Transfer von Forschungsergebnissen aus dem Bereich „Sprachvariation im urbanen Raum“ in den Bildungssektor. Übergeordnetes Ziel ist die Entwicklung multimedialer Materialien für neuartige Ergänzungsmodule in der Aus- und Fortbildung sozialer Akteure, die Schlüsselfunktionen für Bildungsbiographien von Kindern und Jugendlichen einnehmen und darüber hinaus als deutungsmächtige Akteure und Multiplikatoren für Sachargumente fungieren, nämlich Lehrer:innen im Primar- und Sekundarbereich sowie Erzieher:innen im frühkindlichen Bildungsbereich staatlicher Einrichtungen der Kindertagesbetreuung.
"Lassma Sprache erforschen" - Kiez goes Uni
Kreuzberger Schüler:innen erforschen Sprachvariation und Mehrsprachigkeit mit der Potsdamer Germanistik: Schüler:innen aus drei Schulen in Berlin-Kreuzberg führten Forschungsprojekte zu Sprache, mehrsprachigem Sprachgebrauch und urbaner Sprachvariation in Zusammenarbeit mit Germanist:innen der Universität Potsdam durch. Die kooperierenden Schulen hatten einen Anteil von über 80% Schüler:innen nicht-deutscher Herkunftssprache und lagen in Einzugsgebieten, die in der öffentlichen Diskussion oft als „sozialer Brennpunkt“ angesehen werden.
Emotionsregulation durch sprachliche Rituale; Teilprojekt im Exzellenz-Cluster „Languages of Emotion“
Das Projekt untersuchte, inwieweit Emotionen durch sprachliche Rituale reguliert werden können. Ausgangspunkt war die Hypothese, dass rituelle (sprachliche und nicht-sprachliche) Kontexte durch ihren hohen Grad struktureller Parallelisierung der Synchronisierung von Emotionen in sozialen Gruppen dienen und ein positives Gefühl der Kontrolle hervorrufen.
Linguistic Realities of Young People in Multiethnic Urban Europe
Das Projekt etablierte einen gemeinsamen Forschungskontext für Arbeitsgruppen mit Forschungsschwerpunkten zu den sprachlichen Praktiken Jugendlicher in multiethnischen urbanen Wohngebieten, den Einstellungen gegenüber diesen Praktiken und den Anschauungen, die in der öffentlichen Diskussion hierzu deutlich werden. Es brachte die Bereiche Sprachstruktur, Sprachgebrauch, und Sprachideologie zusammen.
Sprachspezifische Auswirkungen auf die Konzeptualisierung im Bereich lexikalisierter Komposita
Gegenstand des Projekts waren sprachlich bedingte Unterschiede in der Konzeptualisierung von Referenten exozentrisch-metaphorischer Komposita des Typs deutsch ‚Schildkröte’ oder englisch ‚hedgehog’. Die Untersuchung fußte auf einer Analyse morphosyntaktischer und morphosemantischer Repräsentationen in der Wortbildung. Im Rahmen des Projekts wurden deutsche Muttersprachler:innen mit solchen des Englischen (US-Amerikanischen) verglichen.
The Architecture of the Mental Lexicon in Language Comprehension
Gegenstand des Projekts war eine sprachvergleichende Untersuchung (Deutsch, Englisch, Spanisch, Persisch) zur Repräsentation lexikalischer Einheiten in der Sprachverarbeitung, die psycholinguistische Evidenz zum Zugriff auf grammatisch-semantische Merkmale in Abgrenzung von generell-konzeptuellen und syntaktischen Merkmalen lieferte.
Wie ist die Bedeutung lexikalischer Einheiten mit syntaktischen Strukturen verknüpft?
Das Projekt untersuchte die Schnittstelle syntaktischer, lexikalisch-semantischer und konzeptueller Strukturen. Basierend auf einem Vergleich unterschiedlicher Semantikmodelle (insbesondere Conceptual Semantics und Zwei-Ebenen-Semantik) wurde eine Definition dieser Schnittstelle im Rahmen einer dreigeteilten sprachlichen Architektur entwickelt.