Die Rolle der Informationsstruktur im Sprachwandel
Forschungsprojekt
- Teilprojekt B4 des Sonderforschungsbereiches 632 "Informationsstruktur: Die sprachlichen Mittel der Gliederung von Äußerung, Satz und Text", Potsdam / Berlin
- Projektleiterin: Prof. Dr. Karin Donhauser (bis 2010 Prof. Dr. Roland Hinterhölzl, heute Universität Venedig; bis 2011 Dr. Svetlana Petrova, heute Bergische Universität Wuppertal)
- Projektmitarbeiter/innen: Dr. Eva Schlachter und Dr. Marco Coniglio
- Studentische Hilfskräfte: Anke Gehrlein, Gohar Schnelle, Carolin Odebrecht, Oxana Rasskazova und Matthias Wirth
- Fördereinrichtung: Deutsche Forschungsgemeinschaft
- Förderzeitraum: 1. Phase Juli 2003 bis Juni 2007, 2. Phase Juli 2007 bis Juni 2011, 3. Phase Juli 2011 bis Juni 2015
Projektbeschreibung
Projekt B4 untersucht die Rolle der Informationsstruktur im Sprachwandel. In den vergangen zwei Förderphasen wurde diese Fragestellung am Beispiel von Wortstellungsvariation und -wandel im Germanischen eruiert. Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass die in den früheren germanischen Sprachstufen bezeugte Variation in der Abfolge von Satzkonstituenten mit der Realisierung informationsstruktureller Kategorien interagiert, so etwa mit der Herstellung oder Unterdrückung der Topik-Kommentar-Gliederung oder mit der Disambiguierung von Fokusarten wie Informationsfokus und Kontrast. Darauf aufbauend haben wir ein Modell entwickelt, das zeigt, wie der Ausdruck informationsstruktureller Kategorien Variation und Wandel in der Wortstellung beeinflusst. In der dritten Förderphase wollen wir dieses Modell bei der Erklärung weiterer interessanter Wandelprozesse im Deutschen überprüfen und erweitern, bei denen Informationsstruktur relevante Veränderungen initiiert oder begleitet. Im Rahmen unserer bisherigen Untersuchungen wurde deutlich, dass informationsstrukturelle Bedingungen nicht nur Veränderungen auf der Satzebene herbeiführen, sondern Wandel in Bezug auf weitere Eigenschaften referierender Ausdrücke auslösen, so etwa ihrer lexikalischen Form, ihres semantischen Typs sowie ihrer Distribution in satzübergreifenden topik- und fokusmarkierenden Konstruktionen. Dabei wollen wir unsere bislang erfolgreich eingesetzte Methodik zur informationsstrukturellen Untersuchung von Korpusdaten weiter anwenden und mit geeigneten Analyseverfahren ergänzen, die uns die theoretischen Projekte im SFB bereitstellen, um die beobachtbaren historischen Prozesse genau aufzuschlüsseln.
Kooperationen
- Projekt B4 hat ein syntaktisch und informationsstrukturell annotiertes Korpus zum Nachfeld von mittel- und (früh-)neuhochdeutschen Predigten (HIPKON) zur Verfügung gestellt, was über die ANNIS-Datenbank absuchbar ist. Außerdem wurden die Daten in LAUDATIO eingespeist.
- Projekt B4 hat ein syntaktisch und informationsstrukturell annotiertes Korpus von althochdeutschen Differenzbelegen aus der Tatian-Übersetzung (T-CODEX 1.0) zur Verfügung gestellt, was über die ANNIS-Datenbank absuchbar ist
- Mitarbeiter des Projekts waren Mitglieder im DFG-geförderten Netzwerk Historische Syntax (2007-2010)
- mit folgenden Projekten besteht bzw. bestand enger wissenschaftlicher Austausch
- DDD - Referenzkorpus Altdeutsch (750-1050) - Humboldt-Universität zu Berlin
- Information Structure and Word Order Change in Germanic and Romance Languages (ISWOC) - Universitetet i Oslo
- Informationsstruktur in den älteren indogermanischen Sprachen - Friedrich-Schiller-Universität Jena
- Korpuslinguistik und diachrone Syntax: Die Grammatikalisierung peripherer Subjekte in slavischen Sprachen - Universität Regensburg
- Pragmatic Resources in Old Indo-European Languages (PROIEL) - Universitetet i Oslo
- SFB 538 "Mehrsprachigkeit" - Historische Aspekte der Mehrsprachigkeit und Varianz (Projektbereich H) und Mehrsprachigkeit als Ursache und Folge von Sprachwandel (Teilprojekt H1) - Universität Hamburg
- SFB 644 "Transformationen der Antike" - Übersetzung der Antike (Teilprojekt B7) - Humboldt-Universität zu Berlin
Aktivitäten des Projektes